Wiedersehen in Machilipatnam

Artikel im  Stifterbrief Nr. 9/2015 der Kindernothilfe Stiftung

 

„Wir haben eine Stiftung gegründet, um die Erinnerung an unsere verstorbene Tochter Evelin als der besondere Mensch zu erhalten, der sie war. In der Kindernothilfe-Stiftung haben wir eine vertrauensvolle Partnerin für unser Engagement gefunden. Die „Evelin Christiane Gräfin von Bethusy-Huc Stiftung“ unterstützt Mädchen aus den bedürftigsten Familien, wie es Evelin zu Lebzeiten getan hat. Wir übernahmen zwei Patenschaften für indische Mädchen, die in einem Heim untergebracht sind, wo sie die bestmögliche Förderung erhalten. Mittlerweile haben wir sechs Patenkinder dort und sind für alle Mädchen Eva Mom und Horst Dad. Wir wünschen der Kindernothilfe-Stiftung für die Zukunft viele engagierte Förderer, die sich für die Ärmsten und Schwächsten in unserer Welt stark machen.“
Horst und Eva Herrmann

„Es ist so schön, euch wiederzusehen“, rufen die Mädchen, als wir das Schulgelände betreten. Wie bei unserem letzten Besuch sind wir von den liebevollen Begrüßungsgeschenken gerührt, die die Mädchen selbst gebastelt haben und uns überreichen: Blumengirlanden, Malereien, bestickte Tücher.

Auch dieses Mal haben wir den „Evelin Remembrance Day“, den „Evelin Gedenktag“, zum Anlass genommen, das von unserer Stiftung geförderte Schülerwohnheim und unsere Patenkinder in Indien zu besuchen. Evelin, unserer verstorbenen Tochter, war es im Leben sehr wichtig, sich für die Schwachen stark zu machen. Deswegen haben wir die Stiftung in ihrem Namen gegründet und helfen mit der „Evelin Christiane Gräfin von Bethusy-Huc Stiftung“ den Schwachen in Indien: Mädchen, die der untersten Kaste angehören und die in der Gesellschaft keine Chance auf eine gute Zukunft haben. Jedes Jahr im Februar wird im Schülerwohnheim der Evelin Gedenktag veranstaltet und die Erinnerung an unsere Tochter bleibt lebendig.

Immer wieder sind wir von der Wärme und der sozialen Einstellung der Mädchen beeindruckt, die doch selbst schon viel durchgemacht haben in ihrem jungen Leben. Ihre Familien leben in ärmlichen Verhältnissen und haben unter der Diskriminierung aufgrund ihrer niederen Kaste sehr zu leiden. Vieles wird ihnen verwehrt, oftmals sogar eine normale Schulausbildung. Weil die Mädchen anderen helfen möchten, haben sie eine Aktionsgruppe gegründet. Regelmäßig gehen sie in die Slums und bringen den Kindern Wissenswertes über Hygiene, Schule und das Leben bei oder spielen mit ihnen. Viele haben den Wunsch, später als Krankenschwester zu arbeiten. Neun der älteren Mädchen besuchen mittlerweile das College, drei haben ihr Grundstudium sogar schon beendet und streben nun einen höheren Abschluss in technischen Fachgebieten an. Früher wäre das ein unerreichbarer Traum für sie gewesen! Es ist erstaunlich, wie viel sich in einem Jahr dank der Hilfe durch die Kindernothilfe, die engagierte Heimleitung, die Stifter und Paten entwickeln kann.

Auch die Eltern sind sehr glücklich. Einige von ihnen konnten wir wieder treffen. Sie sind sehr dankbar für die Unterstützung, die ihre Kinder durch das Projekt bekommen.

Überhaupt ist das Leben auf dem Deenabandhu-Campus sehr lebhaft, die Mädchen beschäftigen sich immer mit etwas: mit Hausaufgaben, Nachhilfeunterricht, Computerkursen oder mit Erledigungen für das Gemeinschaftsleben wie Gartenpflege und Aufräumen. Aber genug Freizeit gibt es auch. Dann malen, sticken, lesen, singen oder tanzen sie. Wie talentiert die Kinder sind, stellten sie bei zahlreichen Aufführungen unter Beweis.

Am Evelin-Gedenktag machten wir mit den Mädchen einen Ausflug zu nahe gelegenen Inseln. Wir fuhren mit dem Boot dorthin. Als es schaukelte, sagten die Mädchen: „Du musst keine Angst haben, Eva Mom. Wir passen auf uns auf.“ Die Freude und Zuversicht an diesem Tag in den Gesichtern der Mädchen zu sehen, war unser schönstes Abschiedsgeschenk.

Stifterbrief 9-2015.pdf
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Informationen zur Kindernothilfe:

www.kindernothilfe.de